Self Care – Kopf frei bekommen, Social Media reduzieren

Es sind wahrlich verrückte Zeiten. 2020 ist viel auf uns eingeprasselt an Krisen, Schreckensmeldungen, düsteren Szenarien, Stress im allgemeinen. Psychischer Stress, weniger körperlicher. Zeit, sich mit den Thema Self Care auseinanderzusetzen.

Ich persönlich habe Teile dieses Jahres im Home Office verbracht und arbeite aktuell immer noch von dort. Die Arbeit ist zwar nicht weniger geworden, aber ich habe dadurch, dass der Arbeitsweg wegfällt, die Organisation mit der Familie flexibler geworden ist und einige Aufgaben meiner Arbeit sich im Moment verändert haben, neue Freiräume gewonnen und kann diese effizienter füllen. Körperlich lässt sich das alles gut bewältigen. 2020 drückt aber schwerstens aufs Gemüt. Normalerweise bin ich immer ein positiver, optimistischer Mensch. Das versuche ich mir auch zu bewahren, aber dieses Jahr ist es einfach schwierig. Die Sorgen um die eigene Gesundheit, um die der Familie und der näheren Mitmenschen, das Schritthalten mit aktuellen Corona-Auflagen, die drohenden Konsequenzen für Wirtschaft und Arbeitsplätze, die Ungewissheit, wann man die älteren Familienangehörigen wiedersieht und ob es Weihnachten klappen wird, die permanent schwierigen Nachrichten, immer wieder unterbrochen von echten Schreckensmeldungen und düsteren Zukunftsszenarien usw.

Die Liste ließe sich sicherlich noch lange fortsetzen und jeder hat seine eigene Perspektive. Als Filmfan kann man lange über die katastrophale Lage des Kulturbetriebes nachdenken, über geschlossene Kinos und eine möglicherweise dauerhafte Veränderung der Filmlandschaft. Klar, Streaminganbieter profitieren und teilweise kommt uns das ja auch zu Gute. Aus Schlechtem entsteht oft auch Gutes, neue Chancen ergeben sich. Trotzdem, im Moment ist viel Ungewissheit da und es sieht nicht rosig aus.

Es sind Zeiten, in denen man auf sich acht geben muss. Ich merke das selber, obwohl ich nie Probleme mit meiner Verfassung hatte. Es gibt viele Möglichkeiten, wie man sich selber helfen und das Leben etwas leicher machen kann. Self Care ist derzeit ein beliebtes Thema. Ich verstehe Self Care nicht so, dass man sich mal wieder so richtig was gönnt und die Endorphine kurrzeitig sprudeln lässt. Ich verstehe es so, dass man in sich reinhört und aufmerksam beobachtet, wo man etwas Gutes tun kann oder muss. Es geht um grundsätzliche Impulse im Leben, die einem helfen mit sich selbst im Einklag zu sein.

Es sind viele Bücher zu dem Thema geschrieben worden und andere können das alles kompetenter erklären, ich informiere mich ja selbst nur. Mir erscheint es aber sinnvoll, sich zu hinterfragen und zu gucken, wo man konkret ansetzen kann um das eigene Wohlbefinden dauerhaft zu steigern. Ich habe meine Familie, das ist ein wichtiger Anker. Darüber hinaus habe ich aber auch meine Interessen und ich weiß, dass mir künstlerische Betätigung Spaß macht, Erfolgserlebnisse schenkt und eine ausgleichende Funktion hat. Malen hat eine ausgleichende Wirkung, ich kann gut dabei entspannen. Das in einem sinnvollen Maße beizubehalten ist eine wichtige Maßnahme, denn im Alltag kann auch das zu kurz kommen.

Kürzlich noch habe ich über das Thema Zeit geschrieben. Teilweise hat sich dieser Artikel bereits überlebt. Ich schrieb, dass ich meinen Medienkonsum hier und dort reinquetsche, meistens nebenbei. In den letzten Tagen bin ich zu der Einsicht gekommen, dass das kein gutes Verhalten ist. Ich schenke allem dann nur geteilte Aufmerksamkeit. Vor allem habe ich keine geistigen Ruhephasen mehr. Vielleicht sollte ich es einfach einmal ausprobieren beim Malen nichts zu hören, keine Serie nebenher laufen zu lassen. Einfach Stille und Konzentration. Dem gegenüber steht die Sorge etwas zu verpassen. Das in Kauf zu nehmen muss ich lernen.

Genau das ist auch eine der wichtigen Einsichten im Bezug auf Social Media, vor allem auf Facebook. Jeder von uns hat seine Meinung zu Facebook. Meine Facebook-Nutzung ist nun seit Jahren sehr passiv. Mit meinem Privatprofil halte ich mich dort schon lange kaum noch auf. Ich habe ein zweites Profil, ein Hobbyprofil. Dieses wird täglich genutzt, mit diesem bin ich in diversen Hobbygruppen und tausche mich mehr oder weniger aktiv mit anderen aus. Für diesen Blog habe ich eine eigene Facebook-Seite, die ich anfangs genau so gepflegt habe wie Instagram. Die Facebook-Seite war anfangs der Zwilling, wenn auch etwas weniger beachtet.

Seit ein paar Wochen hat das nachgelassen, meine letzten Bilder habe ich nicht mehr gepostet, manchmal habe ich es sogar vergessen. Interaktion habe ich so gut wie gar nicht auf Facebook. Fast alle Follower folgen auch dem Instragram-Profil. Auf Facebook bekommt niemand einen Mehrwert, für mich ist es aber zusätzliche Arbeit. Ich werde die Seite daher etwas umstrukturieren und als Anlaufstelle bzw. Präsenz nutzen, aber keine Updates mehr posten und keine weitere Arbeit reinstecken.


Der persönliche Facebook-Konsum beschäftigt mich allerdings noch viel mehr. Ja, es ist eine Sucht, immer noch. Seitdem das Thema Self Care auf meinem Schirm ist habe ich mich stärker selbst beobachtet. Viel hat man über meine Generation geschrieben. Wir wissen alle, dass wir dem ganzen Digitalkonsum völlig ausgeliefert sind. Oft ertappe ich mich aber dabei, dass ich mein Handy nehme, entsperre, so als wollte ich etwas tun, dann automatisch Instagram öffne, meine Mails öffne, irgendwas öffne, einfach nachgucke, ein bisschen scrolle und das Handy wieder weglege.

Es ist ein sinnloser Vorgang. Niemand hat mich kontaktiert, es gibt nichts wichtiges zu sehen. Dafür habe ich allerdings ein paar Minuten verschwendet und manchmal saß ich dabei auch neben meinem Sohn. Klar, ich bekomme Nachrichten, Kommentare, E-Mails. Die erscheinen allerdings als Push-Nachrichten auf dem Screen. Trotzdem schaue ich oft genug einfach so mal nach. Das ist Suchtverhalten. Die Hand greift zum Handy, es gibt nichts zu tun, trotzdem macht man irgendwas. Es ist einfach eingeübt. Das wird nun durchbrochen, ich will das nicht mehr. Das Handy bekommt zuhause einen festen Platz und wandert nicht mehr in der Hosentasche überall durchs Haus. Anrufe höre ich, Messages können auch mal warten. Nachrichten muss ich nicht die ganze Zeit lesen.

Facebook dient mir tatsächlich nur noch als Infokanal. Das lässt sich auch anders handhaben. Mit meinem privaten Umfeld agiere ich absolut gar nicht mehr auf Facebook. Niemand postet dort noch etwas, niemand nutzt noch den Messenger. Facebook ist ein reiner Newsaggregator, der mir überwiegend mehr vom gleichen gibt und mir immer wieder Dinge einblendet, die mich nicht interessieren.

Auf diesen Zeitfresser habe ich einfach keinen Bock mehr, Instagram ist schon schlimm genug. Schade ist allerdings, dass durch die Facebook-Gruppen die meisten Foren leiden – sofern sie überhaupt noch betrieben werden. In meiner Wahrnehmung ist sehr viel Interaktion zu Facebook gewandert und in den Foren passiert nur noch wenig. Lässt sich das umdrehen? Wäre das überhaupt sinnvoll? Schwierig.

Unterm Strich will ich meinen Medienkonsum reduzieren, besser organisieren und bewusster leben. Das ist jetzt erst einmal ein Schritt. Mal sehen wie es weitergeht. Zu diesem Thema hat jeder eigene Erfahrungen und eine Meinung. Deine würde mich sehr interessieren. Schreib’s mir gern in die Kommentare oder per Mail.

Veröffentlicht in Produktionstagebuch.

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