Review 7TV Feature-Pack: „Orsa the Fearless“

Barbaren-Action in 7TV Fantasy

Orsa the Fearless Feature Pack

Crooked Dice haben mit „Orsa the Fearless“ das erste Feature Pack für ihr Tabletop-System 7TV Fantasy veröffentlicht. Als Fan von Fantasyfilmen und vor allem als Fan von Conan der Barbar, musste ich es einfach kaufen. Was einen erwartet, das fasse ich in diesem Review zusammen.

Was ist ein Feature Pack für 7TV Fantasy?

Das ganze 7TV Spielsystem ist durch und durch Meta. Wie schon in meinen Reviews zu 7TV Spy-Fi und 7TV Fantasy beschrieben, spielt man nicht einfach einen Konflikt zwischen zwei Parteien sondern man spielt die Dreharbeiten zu einer Fernsehepisode, in der eine solche Szene gedreht wird. Das klingt zwar erstmal sehr um die Ecke gedacht, es funktioniert aber wahnsinnig gut und flüssig und vor allem macht es viel Spaß. Wahrscheinlich macht es mehr Spaß, wenn man eine Leidenschaft für Film und Fernsehen hat, aber man kann die Meta-Ebene drumherum auch relativ gut ignorieren und sich einfach auf den Konflikt konzentrieren.

Im Prinzip deckt die Starter Box alles ab, was man zum Spielen benötigt. Gelegentlich setzt Crooked Dice aber thematische Schwerpunkte und bringt sog. Programme Guides heraus, um besondere Figuren, Sonderregeln und kleine Kampagnen einzuführen. Tatsächlich sind sie am ehesten mit klassischen Kampagnenbüchern vergleichbar. Nach dem anfänglichen Veröffentlichungsformat eines gedruckten Programme Guides und separat erhältlichen, aber zugehörigen Spielkarten, ist man zum schönen Format des Feature Packs übergegangen.

Alle Feature Packs werden in VHS-Hüllen vertrieben und haben Cover-Inlays erhalten, die nach B-Movie Filmplakaten aussehen. Enthalten ist nicht viel mehr als der im Format nun deutlich kleinere Programme Guide, die benötigten Karten und ggf. noch Schablonen oder Marker. Miniaturen sind nicht enthalten, im Rahmen des Releases erscheinen aber immer passende Figuren, die das Sortiment ergänzen und die den neuen Spielkarten entsprechen.

Als Fan des Systems kann man nicht begeistert genug sein, wie liebevoll und absolut nerdig diese Feature Packs gemacht werden. Wir reden bei 7TV ohnehin von einem nerdigen Spiel innerhalb eines nerdigen Hobbies. Jetzt werden Erweiterungen auch noch optisch als VHS-Kassetten vertrieben und folgen inhaltlich ganz strikt der Meta-Erzählung.

Orsa the Fearless Feature Pack content

„Orsa the Fearless“ – endlich wird’s barbarisch!

„Orsa the Fearless“ ist das erste Feature Pack für 7TV Fantasy. Es legt den Fokus auf den trashigen Barbarenfilm und bezieht seine deutlichen Anleihen bei Conan, Xena und Konsorten. Natürlich kann man mit dem Grundregelset für 7TV Fantasy auch mit Barbaren-Miniaturen spielen und bräuchte das Feature Pack nicht. Der Reiz des dessen liegt aber darin, dass der Gewaltgrad dem Thema entsprechend angezogen wird. Im Spiel zeigt sich das wunderbar in möglichen Verwundungen der Helden, bei denen nach und nach immer mehr Körperfunktionen beinträchtigt werden. Während normalerweise Charaktere im Spiel einfach ausgeschaltet und vom Spielfeld genommen werden, könnten sie sich nun mit klaffender Wunde am Bein weiterschleppen, um sich durch die nächste Horde von Gegnern zu schnetzeln und vielleicht noch eine Wunde zu kassieren. Die Verwundungen beeinträchtigen natürlich das Spiel, je nachdem, welche Körperfunktion betroffen ist. Man kann sich weniger weit bewegen, man hat einen Malus auf die Kampfkraft usw.

Braucht man das? Nein, das braucht man nicht. Aber das ganze Design der Erweiterung ist ja ohnehin auf Fans des Genres zugeschnitten. Ich persönlich finde es großartig. Mit meinen Miniaturen zu Conan der Barbar kann ich filmische Szenen nun ganz anders nachspielen.

Orsa the Fearless Guide

Herzstück ist des Packs ist der kleinformatige Programme Guide. Er enthält die Regelerweiterungen, Hintergrundgeschichte und eine kleine Kampagne zum Hintergrund. Die Hintergrundgeschichte finde ich nice to have, ich bräuchte sie aber nicht. In 7TV Fantasy tun wir so, als gäbe es das fiktive Filmproduktionsstudio „Minerva Avventure“ von Erfolgsproduzentin und Regisseurin Donatella de Lorenzo. Alles was im Spiel passiert, wird im Prinzip von ihr produziert, jedes Spiel das man spielt, ist ein Film oder eine Fernseh-Episode innerhalb ihrer Produktionen. Der Programme Guide enthält nun eine mehrseitige Inhaltsangabe des Films „Orsa the Fearless“ sowie eine fiktive Filmbesprechung mit eingehender Kritik und Analyse. Ehrlicherweise finde ich es witzig, das einmal zu lesen, danach bräuchte ich es aber nicht mehr. Wahrscheinlicher ist ohnehin, dass ich die Regeln nutze, um ganz andere Filme zu spielen.

Kampagne, freies Spiel und die Macht der Karten

Die Kampagne enthält drei Szenarien, zu denen ich geteilter Meinung bin. Die Szenarien sind recht speziell was das Gelände betrifft. Sie geben bestimmte Gebäude und bestimmtes Gelände vor. Ein Szenario spielt im hohen Norden auf Eisplatten – das dürfte kaum ein Gelegenheitsspieler mal eben so vorbereitet haben. Auch gibt es natürlich eine Story zu den Szenarien, die bestimmte Charaktere bzw. Miniaturen vorgibt. Man spielt tatsächlich Filmszenen nach. Ich persönlich könnte kein einziges Szenario mit meiner vorhandenen Sammlung spielen.

Ist das ein Kritikpunkt? Ich denke nicht, denn ich begreife diese Szenarien als Inspirationen. Das ganze Spiel lebt davon, dass man sich kreativ auslebt und sein eigenes Ding macht. Daher würde ich sagen, die Kampagne ist ein Beispiel. Wer möchte, der kann sie so spielen. Mehr Spaß macht es aber sicherlich, wenn man seinen eigenen Film schreibt und anhand der eigenen Miniaturen- und Geländesammlung eigene Szenarien entwirft. Die Kampagne im Programme Guide dient dabei als Inspiration. So werde ich es jedenfalls machen.

Orsa the Fearless Cards

Bleiben zu guter letzt noch die Karten: Sie erweitern den Pool der Spielkarten um einige feine Elemente des Barbarenfilms und verankern das Genre, neben den Verletzungsregeln und passenden Artefakten, auch spürbar im Spiel.

Orsa the Fearless Profiles

Die Charakterkarten sind diesmal in dem Sinne personalisiert, als dass z.B. nicht eine allgemeine Barbarin bezeichnet wird, sondern konkret Orsa. Man kann die Karte aber natürlich problemlos auch als Red Sonja, Xena oder andere Person spielen.

Orsa, die furchtlose Miniatur

Wie bereits erwähnt kommt das Feature Pack auch mit einem Schwung neuer Miniaturen daher. Viele Miniaturen erscheinen passend zur Kampagne, einige Charaktere sind Erfindungen dieser Erweiterung. Die Titelheldin Orsa hat eine tolle Figur bekommen, ebenso ihr Verbündeter Wulf, die Hexe Skadi (die perfekt der Königin Bavmorda aus Willow nachempfunden ist) oder die Hexe Gullveig. Grundsätzlich gefällt mir auch die Fantasy Range von Crooked Dice wahnsinnig gut. Für den Anfang habe ich mir aber zunächst lediglich Orsa selbst gegönnt, da ich noch einen Haufen Herr der Ringe und Conan Miniaturen habe, die ich alle ja auch für 7TV nutzen kann und werde.

Orsas Miniatur finde ich einfach toll. Sie ist gesculpted von Ernst Veingart, der aktuell den Großteil der Crooked Dice Range macht. Der Guss ist sauber und scharf, so wie ich es von dem Hersteller gewohnt bin. Es war fast keine Reinigung notwendig. Die Figur besteht aus dem fast vollständigen Körper und dem Schwert mit den Armen. Die Arme werden an den Schultern angeklebt, dort wo die Schulterpanzerung beginnt. Die Passgenauigkeit ist super, Green Stuff war bei mir nicht nötig.
Das ganze Design gefällt mir sehr gut. Wir haben hier eine tolle Frauenfigur, der man das Kriegerische sofort ansieht. Die Pose zeigt Körperspannung, sie macht einen muskulösen, breitschultrigen und kampferfahrenen Eindruck. Das Gesicht verrät Entschlossenheit, das Schwert ist zum Kampf erhoben. Da man ja leider nicht allzu oft weibliche Miniaturen sieht, die wehrhaft aussehen und nicht körperbetont bzw. gar sexualisiert sind, finde ich dieses Beispiel wirklich lobenswert.

Fazit

Unterm Strich gefällt mir das Feature Pack „Orsa the Fearless“ gut, da es 7TV Fantasy um ein Genre bereichert, das ich mag und das sinnvoll in das Spiel eingebettet wird. Das Spiel wird nicht grundlegend verändert, es geht lediglich um einige Stellschrauben, die die richtige Atmosphäre schaffen. Wer mit dem Genre nichts anfangen kann (ich nenne nochmals Conan oder Xena als zwei der bekanntesten Vertreter), der braucht dieses Feature Pack sicherlich nicht. Die Verwundungsregeln finde ich dennoch eine schöne Ideen, die man natürlich auch außerhalb des Genres anwenden kann. Auch Boromir könnte sich in einem Herr der Ringe-Spiel verletzt weiterkämpfen oder Geralt „The Witcher“ von Riva steckt ebenfalls in seinen Kämpfen immer viel ein.
Das angenehme am 7TV-System ist, dass man ergänzen kann was einem gefällt und weglassen kann, was man nicht braucht. Möchte man seinen Spielen mehr Tiefe und Atmosphäre verleihen, weil man ein bestimmtes Genre so mag, dann ist das nun möglich. So, jetzt muss ich weitere Barbaren bemalen!

Veröffentlicht in 7TV, Conan der Barbar und verschlagwortet mit .

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