Ich liebe King Kong. Für mein Lost World-Projekt musste auf jeden Fall ein Riesenaffe her. Und eine Lücke in der persönlichen Filmhistorie musste auch noch unbedingt geschlossen werden. Aber alles der Reihe nach.
Der Riesenaffe im Dschungel
King Kong kann als wahrer Mythos des Hollywood-Kinos gelten. Man könnte annehmen, der Riesenaffe würde, wie so viele andere Kreaturen des Monsterfilms, einer literarischen Vorlage entspringen. Tatsächlich wurde er aber für den ersten Film King Kong und die weiße Frau* 1933 erfunden. Auch wenn er heute als riesenhafter Gorilla erscheint, gehört er keiner bekannten Affenart an. Wusstest du übrigens, dass es früher wirklich einmal Riesenaffen auf der Erde gab? Mit ca. 3 Metern war Gigantopithecus blacki zwar wahrlich kein King Kong, aber doch immerhin deutlich größer als ein Mensch.
Zurück zum Film: Diese erste Verfilmung geriet zur Sensation. Die Tricktechnik war für damalige Verhältnisse bahnbrechend, man hatte so etwas schlicht noch nicht gesehen. Besonders gut gefällt mir in dem Zusammenhang der ursprüngliche deutsche Titel:
“Die Fabel von King Kong – Ein amerikanischer Trick- und Sensationsfilm“
Na wenn das mal kein gelungenes Marketing ist…
Das Medium Film steckte immer noch in den Kinderschuhen. So war King Kong auch der erste Film überhaupt, bei dem Dialoge mit Musik unterlegt waren. Einen ersten Entwurf für das Drehbuch schrieb übrigens kein geringerer als Krimikönig Edgar Wallace – offenbar aber mit miserablem Ergebnis, so dass der Entwurf nicht zum Einsatz kam. Dennoch wurde Wallace im Film als Autor gelistet – gut für ihn.
Überhaupt gibt es viele Anekdoten zu diesem Film zu erzählen. Durch seinen frühen Zeitpunkt der Entstehung wurde viel ausprobiert und manches zum ersten mal angewandt. Die spektakulären Spezialeffekte kamen vom Tricktechniker Willis O’Brien, der nicht nur Pionier bei der Entwicklung des Stop-Motions war, sondern auch ein großes Interesse an Dinosauriern mitbrachte. 8 Jahre vor King Kong konnt er bereits Dinos in “Die verlorene Welt” zum Leben erwecken und so auf sich aufmerksam machen. In den 1930ern gab es noch keine Oscar-Kategorie Spezialeffekte. O’Brien erhielt ihn stattdessen 1950 für Panik um King Kong* – wahrscheinlich eher rückwirkend gemeint.
Bedeutung des Films
Die Veröffentlichung von King Kong und die weiße Frau war eine Sensation. Es gab auch damals schon ein großes Interesse an exotischen Tieren, aber viel weniger Kontakt. Weniger Zoos, kaum Filme, kein Internet. Am ehesten begegneten man dem Abenteuer in der Wildnis in Romanform. King Kong war nicht der erste Monsterfilm, aber der beste bislang. Entsprechend brach er Zuschauerrekorde, zog mehrere direkte Fortsetzungen nach sich und sorgte natürlich für unzählige Abklatsche.
Der Film hat eine unbestrittene Wirkung auf die Weiterentwicklung der Tricktechnik im Film gehabt und natürlich seine deutlichen Spuren in der Popkultur hinterlassen. Wer denkt nicht bei King Kong sofort an den Affen auf dem Empire Statebuilding? Heutzutage haben das Original vermutlich gar nicht mal mehr so viele Menschen gesehen, die Bilder und Illustrationen kennen aber alle. Fay Wrays entsetzter Gesichtsausdruck, ihr legendärer Schrei, die Form von Skull Island, all das sind zeitlose Relikte der Filmgeschichte.
O’Brien konnte durch den großen Erfolg noch an weiteren King Kong Filmen arbeiten und dafür, wie gesagt, 1950 sogar einen Oscar einsacken. Viel wichtiger ist aber: Während der Arbeit an Panik um King Kong arbeitete der alte Trick-Pionier Willis O’Brien mit dem jungen Trick-Pionier Ray Harryhausen in einem seiner ersten Filme zusammen. Gewissermaßen eine Übergabe des Staffelstabes unter Legenden. Von Harryhausen wird aber an anderer Stelle noch die Rede sein.
King Kong und die Remakes
Es ist natürlich klar, dass es viele, viele Fortsetzungen und schließlich auch Remakes geben musste. Die Fortsetzungen waren mal mehr, mal weniger nah an der ursprünglichen Handlung orientiert. Die alte Filmcrew des Originals drehte noch zwei Fortsetzungen (King Kongs Sohn,1933 und Panik um King Kong, 1949). In Japan entstanden in den 60ern eigene Filme des Studios Tōhō, hierzulande vor allem berühmt für die Godzilla-Filme. Legendär ist etwa der Titel “King Kong – Frankensteins Sohn” von 1967, der mit King Kong wenig zu tun hat und als waschechter Kaiju-Film funktioniert. Interessanterweise werden die japanischen Filme für die Gegenwart noch eine größere Rolle spielen als die Originale.
Zurück nach Hollywood! Natürlich vergaß man den Riesenaffen nicht und versuchte sich über die Zeit an diversen Remakes. 1976 entstand eine Neuverfilmung*, die die Handlung in die Gegenwart verfrachtete. Produziert wurde der Streifen von Conan-Produzent Dino De Laurentiis und gedreht von John Guillermin, der diesen Film nach Flammendes Inferno und vor der legendären Tod auf dem Nil Verfilmung machte. Mit Jeff Bridges (schon vielversprechend) und Jessica Lange (allererste Filmrolle!) zudem toll besetzt. Alles sah nach einem Erfolg aus, doch der Film wurde durchwachsen aufgenommen. Finanziell lief er okay, ein paar Preise gewannen Jessica Lange und technische Kategorien, aber die Kritiker waren alles andere als begeistert. Nett finde ich die Anekdote, dass extra für den Film ein gigantischer Roboter-Kong gebaut wurde, der dann aber so wenig überzeugend war, dass er im Film kaum vorkommt. Folgende Szene gibt einen guten Eindruck davon, wie man sich Kong damals vorstellte oder ihn inszieren konnte:
Ich habe mir den Film kürzlich erstmalig angesehen und finde keinen Zugang mehr. Zwischen Original und der Neuverfilmung “meiner Zeit” bleibt er mir seltsam fremd, obwohl er charmant gespielt ist und seine schönen Momente hat. Anderes wirkt nur noch skurril und zum fremdschämen (siehe die Szene oben). Trotzdem weiß ich natürlich, dass er immer noch viele Fans hat und es sicherlich ein Erlebnis war, ihn damals im Kino zu sehen.
Peter Jackson und sein Lieblingsaffe
Danach war aber erneut viele Jahre Ruhe in Hollywood, bis niemand geringeres als Peter Jackson nach Abschluss der Herr der Ringe-Saga mit dem King Kong Remake 2005* ein weiteres Herzensprojekt verwirklichte.
Peter Jackson ist großer Fan von Tricktechnik im Film. Keiner seiner Filme kommt ohne Spezialeffekte aus, manche eher spärlich (Heavenly Creatures), die meisten aber exzessiv (man denke nur an Braindead!). In Dokus kann man sehen, wie sehr Jackson von Ray Harryhausen und anderen Tricktechnik-Spezialisten fasziniert ist und schon als Kind versuchte, mit ersten Super8-Versuchen Monsterfilme nachzustellen. Der originale King Kong ist ein wesentlicher Einfluss für seine Entwicklung und sollte eigentlich schon vor dem HdR verfilmt werden.
Ich mochte schon die frühen Jackson-Filme, war nach Die Gefährten aber endgültig Fan und freute mich wahnsinnig auf seine Vision von King Kong. Dass Gollum-Mime Andy Serkis mit der gleichen Technik auch King Kong spielen würde, verhieß Großartiges. Um es kurz zu machen: Ich liebe den Film immer noch. Auch nach 17 Jahren kann ich diesen King Kong immer noch gut gucken. Man merkt, wieviel Respekt und Liebe Jackson für das Original hat. Der Film ist ein großartiger Abenteuerfilm, der die Stärken des Originals ausbaut und modernisiert ohne sie zu verwischen. Manches ist vielleicht zu episch und manche Szene hätte gekürzt werden können. Aber genau die ganzen Abenteuer im Dschungel sind es, was mich interessiert. Trotz allem halte ich das Original für den besseren Film. Jacksons Version kann ich gut als Hommage gucken und habe mehr Spaß mit ihr, letztlich machen mir die Effekte ja auch am meisten Freude.
Wie groß Peter Jacksons Verehrung für King Kong ist, kann man auch an folgender Anekdote gut ablesen: Der Originalfilm enthielt eine Szene, in der Kong die Abenteurer in eine Schlucht wirft, in der sie von Riesenspinnen gefressen werden. Die Szene wurde nur einmal einem Testpublikum gezeigt, das derart verstört auf darauf reagierte (1933!), dass sie herausgeschnitten und nie mehr verwendet wurde. Im Zuge der Neuverfilmung hat Jackson die Szene einfach aus Spaß nachgedreht und als Bonus-Material veröffentlicht. Das ist Hingabe! Hier könnt Ihr Euch einen Eindruck machen:
King Kong und Godzilla
Weniger begeistert haben mich die jüngsten Annäherungen an King Kong, die, wie oben bereits erwähnt, auf das japanische Studio Tōhō zurückgehen. Im Rahmen der japanischen Filme mit King Kong erschien 1962 als erster Film Die Rückkehr des King Kong, der gleichzeitig der dritte, originale Godzilla-Film war und das erste Aufeinandertreffen der beiden Giganten zeigte. Basierend auf dieser Tradition entstand 2014 die Godzilla-Neuverfilmung, die ein neues MonsterVerse begründete und 2017 das Reboot Kong: Skull Island ermöglichte.
Zu diesem Film habe ich eine gespaltene Meinung. Kong ist phänomenal inszeniert und ich mag die generelle Optik des Films. Allerdings ist er auch oberflächlich und dümmlich und verlangt seinen Schauspielern überhaupt gar nix ab. Wie sich jemand wie Brie Larson dafür hergeben kann, lässt sich wohl nur mit dem Scheck erklären. Dennoch: Der Film war ein Erfolg und führte uns dann immerhin zum gigantischen Aufeinandertreffen: Godzilla vs. Kong von 2021.
Völlig ohne Frage haben sich alle nur wegen des Hau-Draufs auf diesen Film gefreut. Man wollte sehen, wie Godzilla und King Kong sich gegenseitig durch Wolkenkratzer prügeln und dabei ganze Städte in Schutt und Asche legen. NATÜRLICH konnte jegliche Handlung von Vornherein nur Exposition für das nächste Handgemenge sein. Dennoch hätte man mich gerne etwas überraschen dürfen und mir nicht so einen Quark präsentieren müssen. Aber wie gesagt, wir wollten ja eh alle nur monstermäßige Kopfnüsse sehen. Die haben wir auch bekommen. Trotzdem ist mir der Film leider völlig egal. So richtig erinnern kann ich mich nur noch an den Fight auf dem Flugzeugträger und irgendwas im Erdinnern mit einer magischen Axt.
Keine Sternstunde in Kongs (Film)Leben, aber immerhin fand ich den Affen deutlich sympathischer iszeniert als den Titanten. Hier gibt’s den Trailer, der zumindest von der sehenswerten Flugzeugträger-Szene einen Eindruck vermittelt:
Kong als Miniatur
Für mein Vergessene Welt-Projekt war von Anfang an klar, dass King Kong dazu gehören würde. Der Kong aus dem originalen Abenteuerfilm natürlich, nicht der spätere Action-Kong. Es gibt ein paar schöne Modelle von Riesenaffen, die mehr oder weniger Kong sein sollen. Natürlich muss man große Kompromisse beim Maßstab eingehen: Ein für meine 28mm Tabletop-Miniaturen maßstabsgerecher Affe würde riesig sein. Das Modell muss also im Verhältnis deutlich kleiner sein, aber immer noch glaubhaft größer als die menschlichen Modelle.
Am Ende entschied ich mich für “Kabaka Kwana”, den Ape Lord von Reaper Miniatures. Er schien die richtige Größe, Pose und ein passendes Design zu haben. Der recht stolze Preis ist gerechtfertigt: Kabaka ist ein massiver Metallklotz, wahrscheinlich das schwerste Modell, das ich selbst bisher in den Händen hatte. Es gab wenig zu reinigen und das Zusammenbauen (zweiteiliger Torso plus sämtliche Extemitäten) ging schnell. Den rechten, erhobenen Arm positionierte ich mit Green Stuff noch etwas anders, da ich wollte, dass es mehr nach einem Ausholen gegenüber einem menschengroßen Gegner aussieht. Außerdem platzierte ich den linken Arm weiter gestreckt nach vorne, so dass es dynamischer nach einem weit ausgreifenden Schritt aussieht. Das ist das Ergebnis:
Ich bin super zufrieden mit meinem King Kong Modell. Es erfüllt genau, was ich mir erhofft habe und macht einen tollen Eindruck neben den anderen Figuren des Lost World-Projekts. Vielleicht lasse ich ihn eines Tages auch noch auf den T-Rex treffen?
Einsetzen könnte ich King Kong wahrscheinlich am ehesten in einem 7TV Pulp Spiel als Giant Ape. Wahrscheinlich könnte man noch irgendwie rechtfertigen, dass er an der Seite eines kleinen Abenteurerteams kämpft, sofern eine blode Frau mit von der Partie ist. Apropos:
Hommage an Fay Wray
Einen Teil des Charmes des Originalfilms macht natürlich Fay Wray aus, die Darstellerin der “weißen Frau”. Ihre ikonische Darbietung veranlasste auch Naomi Watts in Peter Jacksons Neuverfilmung, sich eng an dieser Vorlage zu halten und sich zweifellos selbst zu limitieren um der Hommage gerecht zu werden. Mein eigenes Kong-Modell war ohne Frau nicht denkbar und so war ich überglücklich, als ich völlig zufällig über eine passende Miniatur in einem Set von Pup Figures stolperte:
Geliebten Filmfiguren auf diese Weise in meiner Sammlung Ausdruck zu verleihen ist immer wieder ein Highlight und macht den größten Spaß am Hobby. Ich hoffe, Euch gefällt’s auch!