The Dark Knight Returns ist eine wahre Comiclegende. Den Comic-Leserinnen und -Lesern unter Euch muss ich da nichts erzählen. Selbst diejenigen, die keine Batman-Fans sind, dürften mit Frank Millers Werk rudimentär vertraut sein. Dieser Comic ist ein Meilenstein, der den Superheldencomic (mit)gerettet hat und auch 36 Jahre nach Erscheinen noch einflussreich ist. Auch im Film hat das Werk seine Spuren hinterlassen.
The Dark Knight Returns
1986 ist der Comic zunächst in vier Einzelausgaben erschienen. Geschrieben und teilweise gezeichnet hat ihn Comic-Guru Frank Miller, mitgezeichnet hat Klaus Janson und koloriert hat ihn Millers damalige Ehefrau Lynn Varley. Die Geschichte beschreibt eine Alternativversion von Batman und seine Welt. Für die Nicht-Eingeweihten ganz grob umrissen: Die großen Superheldengeschichten erleben seit ihren ersten Ausgaben in den 1930ern und -40ern im Prinzip eine fortlaufende Geschichte, die immer wieder große und kleine Veränderungen und Weiterentwicklungen erfährt. Wenn du eine grobe Ahnung davon hast, was Batmans oder Supermans Geschichte ist, dann basiert das auf dieser Kontinuität. Davon abweichend erscheinen so genannte One-Shots. Das sind abgeschlossene Geschichten, die entweder zur Kontinuität passen oder völlig eigenständige, quasi experimentelle Geschichten erzählen. Manche dieser Stories fragen sich, wie Batman in einem viktorianischen London nach Jack the Ripper jagen würde oder sie erzählen eine Geschichte nur deshalb, um zeichnerisch etwas Experimentelles zu wagen.
Millers Buch ist also eine solche, alternative Erzählung. Man kann The Dark Knight Returns ohne jegliche Vorerfahrung lesen und es könnte problemlos der einzige Batman-Comic sein, den man in seinem Leben liest. Es wäre nicht die schlechteste Wahl.
Wir erleben einen gealterten Batman, der am Ende seiner Kräfte ist und keine Lust mehr hat. Der Joker ist seit vielen Jahren weggesperrt und nur noch ein Schatten seiner selbst. Trotzdem ist Gotham nicht sicherer. Eine extrem brutale Straßengang, die Mutanten, mischt die Stadt nach wie vor auf.
Da ich mit diesem Artikel auch Nicht-Comicleserinnen neugierig machen möchte, sei an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Im weiteren Verlauf tritt allerdings auch ein neuer Robin auf: Carrie Kelley – der erste weibliche Robin überhaupt, eine Sensation!
The Dark Knight Returns war so immens erfolgreich und einflussreich, nicht nur, weil es eine gut geschriebene und sehr interessant gezeichnete Geschichte ist. Sie kam vor allen Dingen zum richtigen Zeitpunkt. Zu Beginn der Batman-Comics waren die Stories noch relativ düster und auch gewalttätig. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte wurde Batman aber immer kindgerechter und die erwachsenen Leser schwanden. Nicht zuletzt durch die immens populäre und immens alberne Batman-Serie der 1960er wurde die Figur oft nur noch als harmlose Witzfigur wahrgenommen. DC versuchte ab den 70ern mit düstereren Geschichten gegenzusteuern, aber der Erlösungsschlag gelang erst mit diesem Comicbuch hier. Hier sind definitiv keine Kinder angesprochen: die Story ist anspruchsvoll, dialoglastig und die Figuren sind allesamt komplex gestrickt.
Natürlich ist der Comic stets beim deutschen Batman-Verlag Panini Comics in verschiedenen Versionen erhältlich. Allen Neugierigen sei dieser Band wärmstens empfohlen!
TDKR – Die Fortsetzungen
Wie das mit solch gigantischen Werken immer so ist: Es muss Fortsetzungen geben. Klar, das hat nicht immer nur kommerzielle Gründe, aber ein bisschen bestimmt trotzdem. Von The Dark Knight Returns gab es 15 Jahre später eine Fortsetzung, ebenfalls von Frank Miller. Angeblich hatte er dazu keine besonders große Lust. Was er ablieferte verstehe ich bis heute nicht und damit bin ich beileibe nicht alleine. Batman: The Dark Knight Strikes Again basiert lose auf der Vorlage, führt die Handlung aber in völlig obskurer Art fort, wirft alle möglichen weiteren Superhelden hinein und präsentiert dies in eigenwilliger Gestaltung. Alle 2-3 Seiten wechseln die handelnden Personen und die kurzen Storyparts waren für mich so wirr und uninteressant, dass ich nicht gewillt war, irgendwie einen roten Faden auszumachen oder das Gesamtwerk zu verstehen. Für mich war dieser Band eine große Enttäuschung, wie er es aber offenbar generell für Fans und Kritiker war. Eine eigene Meinung könnt ihr euch hier* bilden.
Vor einigen Jahren erschien dann groß angekündigt der dritte und abschließende Band Batman: Dark Knight III – The Master Race* (ins Deutsche vorsichtshalber von Panini als „Die Übermenschen“ übersetzt), der nun als Triologie bezeichneten Saga. Um er vorweg zu nehmen: Ich habe ihn noch nicht gekauft und nicht gelesen. Die langwierige Erscheinungsweise in 9 Einzelheften hatte mich abgeschreckt und die Sammlung habe ich bislang einfach noch nicht gekauft. Der Reiz war nicht da. Miller wird für diesen dritten Story-Arc aber tatkräftig von jüngeren Comic-Größen wie Brian Azzarello unterstützt und scheint zu einiger Stärke zurückgefunden zu haben, wenn auch nicht ganz zu alter Stärke. Ich schenke den Comic-Reviews von Emu Brauer für gewöhnlich großes Vertrauen und habe mich aufgrund seiner wohlwollenden Kritik entschieden, diesen dritten Band irgendwann nochmal lesen zu wollen. Es drängt aber durchaus nicht.
Parallel entstand allerdings noch eine kurze Vorgeschichte, die die Triologie schon wieder ins Wanken brachte. Batman – The Last Crusade erzählt auf 48 Seiten, wie aus dem allseits bekannten Batman der desillusionierte alte Mann werden konnte. Miller und Azzarello haben erneut geschrieben, gezeichnet hat diesmal John Romita jr., dessen Stil nicht jeder mag, ich aber schon. Die Geschichte ist ganz gut, wenn auch kein großer Wurf. Fans von The Dark Knight Returns können hier im Gegensatz zur Fortsetzung bedenkenlos zugreifen. Andere brauchen die Geschichte eher nicht.
Last but not least sei noch erwähnt, dass es einen sehr schönen Animationsfilm des Originalcomics gibt. In zwei Teilen erschien The Dark Knight Returns* 2012/2013 und kann als recht werkgetreue Umsetzung bezeichnet werden. Die englischen Synchronsprecher sind toll ausgewählt: Batman wird z.B. von Peter „Robocop“ Weller gesprochen. Ganz generell gibt es auch bei dieser Umsetzung Elemente, die im Comic besser funktionieren und bei denen sich die filmische Inszenierung auszahlt. Fans finden hier eine schöne filmische Umsetzung (sofern man mit Animation für Erwachsene, FSK:16, etwas anfangen kann). Wer keine Lust auf Comics hat, kann sich hier sehr gut einen Eindruck von der Vorlage verschaffen:
Der alte Batman als Miniatur
Ich hatte mich sehr gefreut, bei Knight Models auch einige Tabletop-Miniaturen zu finden, die auf The Dark Knigt Returns basieren. Es sind Batman, Robin, der Joker und seine kleinen Roboter, Green Arrow und ein paar Sons of Batman erschienen. Die Miniatur von Batman fängt den kantigen Look und das faltige, knittrige Kostüm gut ein und ist ein schöner Kontrast zu den sonst eher modern-eleganten Varianten des Capes. Bemalt habe ich bislang leider erst den dunklen Ritter, aber der Rest der Figuren soll schnellstmöglich folgen. Eine besondere Überraschung wartet auch noch in meiner Sammlung, auch davon erzähle ich bald mehr. Ach, am besten höre ich jetzt auf zu schreiben und setze mich wieder an den Maltisch…